Key Takeaways
- Die Dekarbonisierung spielt eine zentrale Rolle in den Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen, da immer mehr Unternehmen das Ziel der Klimaneutralität verfolgen.
- Aufgrund der zunehmenden Berücksichtigung von ESG-Faktoren und des Drucks der Stakeholder dürften Unternehmen verstärkt Chief Sustainability Officers (CSOs) und Chief Decarbonization Officers (CDOs) einsetzen.
- Unternehmen stehen bei der Dekarbonisierung vor finanziellen und technologischen Herausforderungen, können aber durch die Nutzung sauberer Technologien Risiken minimieren und Wettbewerbsvorteile schaffen.
Das wachsende Bewusstsein der Öffentlichkeit für den Umweltschutz drängt die Unternehmen dazu, den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen. Da sich weltweit immer mehr Naturkatastrophen ereignen, ist die Senkung der Treibhausgasemissionen auf null durch Dekarbonisierungsstrategien von entscheidender Bedeutung, um klimabedingte Risiken zu mindern und zugleich neue Chancen im Rahmen einer nachhaltigen Zukunft zu ergreifen.
Dekarbonisierung und unternehmerische Nachhaltigkeit
Trotz der dringenden Notwendigkeit, die CO2-Emissionen zu reduzieren, um die Klimaziele zu erreichen, hat der Accenture-Bericht Destination to Net Zero festgestellt, dass nur 18 % der weltweit bedeutendsten öffentlichen und privaten Unternehmen auf einem guten Weg sind, bis 2050 klimaneutral zu sein. Dennoch nimmt die Dekarbonisierung einen immer wichtigeren Platz im Nachhaltigkeitsmanagement der Unternehmen ein.
Die Dekarbonisierung zielt darauf ab, Klimaneutralität zu erreichen, indem die durch menschliche Aktivitäten wie Industrie, Verkehr und Energieerzeugung verursachten CO2-Emissionen reduziert oder gänzlich vermieden werden. Dies lässt sich durch Strategien wie den Wechsel von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien sowie durch die Steigerung der Energieeffizienz erreichen.
Da Regierungen auf der ganzen Welt klimarelevante Gesetze und Vorschriften zur Senkung der Emissionen erlassen, beziehen Investoren zunehmend ESG-Faktoren in ihre Entscheidungsprozesse ein. Unternehmen, die ihren Betrieb umstellen, um die Dekarbonisierung zu beschleunigen, können ihr Risikomanagement verbessern, das Vertrauen von Stakeholdern fördern und Wettbewerbsvorteile erzielen, indem sie zu einer nachhaltigen Wirtschaft beitragen.
Nachhaltigkeitsbemühungen schaffen neue Rollen
Mit der Integration von ESG-Faktoren in ihre Strategien, Betriebsabläufe und Berichterstattung wächst der Bedarf an Chief Sustainability Officers (CSOs) in Unternehmen. Eine Studie von PwC zeigt, dass der Anteil der Unternehmen, die CSOs ernennen, von 9 % im Jahr 2016 auf 28 % im Jahr 2021 gestiegen ist.
Die Aufgaben von CSOs reichen von der effektiven Kommunikation mit Interessengruppen über die Förderung nachhaltiger Initiativen bis hin zur Einhaltung von Umweltgesetzen und -vorschriften. Zwar steigt die Nachfrage nach CSOs, allerdings haben Unternehmen Schwierigkeiten, geeignete Kandidaten für diese Position zu finden.
Der Deloitte-Bericht The Future of the Chief Sustainability Officer hat ergeben, dass viele Unternehmen wahrscheinlich CSOs aus ihren eigenen Reihen rekrutieren werden. Außerdem räumen Unternehmen der Nachhaltigkeit weiterhin Priorität ein, um die Erwartungen der Stakeholder zu erfüllen.
Angesichts der spezifischen ESG-Kenntnisse und Führungsqualitäten, die CSOs mitbringen müssen, um eine nachhaltige Unternehmensgestaltung voranzutreiben, ist das Angebot an qualifizierten Kandidaten jedoch begrenzt. Einige Unternehmen haben darüber hinaus Chief Decarbonization Officers (CDOs) ernannt, die sich speziell auf die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks konzentrieren.
CDOs spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung von Dekarbonisierungsstrategien, aber auch bei Investitionen in kohlenstoffarme Technologien. Sie unterstützen auch bei der Überwachung und Berichterstattung im Zusammenhang mit Fortschritten bei der Kohlenstoffreduzierung und bei der Sicherstellung der Einhaltung von Umweltvorschriften in Bezug auf CO2-Emissionen.
Welche Strategien wenden Unternehmen an, um ihre CO2-Emissionen zu verringern?
Unternehmen müssen nicht nur ESG-Beauftragte einsetzen, um Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Entscheidungsprozesse zu integrieren, sondern auch Dekarbonisierungsstrategien verstehen und umsetzen, um Emissionen zu reduzieren. Aktuell verfolgen Unternehmen diverse Strategien, um klimaneutral zu werden.
Zu diesen Strategien gehören die Erzeugung von mehr Strom aus erneuerbaren Energien im Energiesektor, die Elektrifizierung von Fahrzeugen im Verkehrssektor und die Entwicklung innovativer Produkte wie In-vitro-Fleisch im Landwirtschafts- und Lebensmittelsektor. Im Folgenden werden drei gängige Ansätze vorgestellt, die Unternehmen in den letzten Jahren verfolgt haben:
Nachhaltigkeitsmaßnahmen
Immer mehr Unternehmen engagieren sich für Nachhaltigkeit, indem sie in saubere und erneuerbare Energien investieren. So hat beispielsweise Microsoft mehrere Stromkaufvereinbarungen mit Anbietern erneuerbarer Energien unterzeichnet, um seine energieintensiven Rechenzentren nachhaltiger zu gestalten.
Während sich Unternehmen in kohlenstoffintensiven Sektoren für Investitionen in saubere Energien entscheiden, ermutigt der wachsende Dekarbonisierungsbedarf auch Regierungen, Verbraucher und Unternehmen in anderen Sektoren dazu, auf nachhaltige Energiequellen umzusteigen.
Zwar hat sich die weltweite Umstellung auf erneuerbare Energien in den letzten Jahren beschleunigt, der Energieverbrauch ist jedoch schneller gestiegen als die Nutzung erneuerbarer Energien und die Welt ist immer noch auf traditionelle Energiequellen wie Öl, Gas und Kohle angewiesen. Die Dekarbonisierung ist im Gange, doch müssen fossile Brennstoffe weltweit schneller durch erneuerbare Energiequellen ersetzt werden, um die Emissionsziele zu erreichen.
Emissionshandel
Der Handel mit CO2-Zertifikaten ist für Unternehmen eine kostengünstige Möglichkeit, Emissionen auszugleichen. Der globale Kohlenstoffmarkt hat sich vergrößert, da immer mehr Unternehmen Emissionsziele einführen und Zertifikate kaufen, um ihren CO2-Fußabdruck auszugleichen.
Nach Angaben der Weltbank beliefen sich die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung im Jahr 2023 auf 104 Milliarden US-Dollar, wobei 75 Instrumente zur Bepreisung von Kohlenstoff weltweit im Einsatz sind. Der wachsende Druck von Stakeholdern, Emissionsziele zu erreichen, ermutigt immer mehr Unternehmen, sich CO2-Zertifikaten zuzuwenden, was den Emissionshandel in den kommenden Jahren anheizen dürfte.
Verbesserungen der Energieeffizienz
Eine weitere Dekarbonisierungsstrategie, die Unternehmen verfolgen, ist die Verbesserung der Energieeffizienz in ihren Betrieben und Lieferketten. Dabei nutzen sie technologische Fortschritte wie Automatisierung und intelligente Systeme, um den Energieverbrauch zu optimieren.
Der Industriesektor nutzt beispielsweise moderne Technologien, um den Energieverbrauch mithilfe intelligenter Energiemanagementsysteme zu steuern und zu überwachen. Diese Systeme unterstützen Unternehmen dabei, den Energieverbrauch und die Kosten zu reduzieren, die betriebliche Effizienz zu steigern und die CO2-Emissionen zu senken.
Welche Chancen und Herausforderungen bringt die Dekarbonisierung mit sich?
Herausforderungen
Unternehmen, die im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen Dekarbonisierungsstrategien eingeführt haben, sehen sich mehreren Herausforderungen gegenüber:
Finanzielle Belastungen
Die Umsetzung von Dekarbonisierungsmaßnahmen erfordert erhebliche Investitionen, was für Unternehmen ein finanzielles Risiko darstellt. Der Öl- und Gassektor, einer der kohlenstoffintensivsten Industriezweige, benötigt beispielsweise laut der Internationalen Energieagentur (IEA) Vorabinvestitionen in Höhe von rund 600 Milliarden US-Dollar, um seine globalen Emissionen bis 2030 zu halbieren.
Verfügbarkeit und Ausgereiftheit der Technologien
Die Verfügbarkeit und Ausgereiftheit innovativer Technologien, die für die Dekarbonisierung erforderlich sind – etwa fortschrittliche Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien – können die Dekarbonisierungsbemühungen der Unternehmen einschränken. Unternehmen wie ExxonMobil, Shell und BP überwinden diese Herausforderungen jedoch, indem sie mehrere Dekarbonisierungsstrategien umsetzen, darunter Investitionen in saubere und erneuerbare Energien sowie die Produktion von Biokraftstoffen.
Regulatorische und politische Unsicherheiten
Das Fehlen eines einheitlichen Standards für die ESG-Berichterstattung erschwert die Planung der Unternehmen und steht langfristigen Investitionen im Wege. Die sich ständig wandelnden Umweltvorschriften tragen zu dieser Unsicherheit bei und erschweren die Entwicklung einer effektiven Strategie.
Diese Unvorhersehbarkeit bringt Risiken bei der Einhaltung von Vorschriften mit sich und kann zu unerwarteten Kosten führen, sodass die Unternehmen anpassungsfähig bleiben müssen. Investitionen in flexible Technologien und politisches Engagement sind unerlässlich, um diese Herausforderungen zu meistern und positive Ergebnisse zu erzielen.
Chancen
Trotz der Herausforderungen eröffnet die Dekarbonisierung Unternehmen auch vielversprechende Chancen:
Aufstrebende Märkte
Kleine Unternehmen, darunter auch Start-ups, haben von den wachsenden Geschäftsmöglichkeiten im Bereich der Dekarbonisierung profitiert. Unternehmen wie Ørsted und NextEra Energy haben ihren Marktanteil durch die Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen in aufstrebenden Bereichen wie jenem der grünen Energie ausgebaut.
Technologischer Fortschritt
Die IEA skizziert in ihrem Bericht Net Zero by 2050 ein schnelles Wachstum neuer Energieträger wie Wasserstoff und Biokraftstoff, während etablierte Technologien zur Energiegewinnung wie Solar- und Windkraftwerke weiter ausgebaut werden. Unternehmen können die damit einhergehenden Chancen nutzen, indem sie ihre Investitionen in saubere Technologien ausweiten und die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen vorantreiben, um die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen zu befriedigen.
Final Word
Angesichts der immer strengeren gesetzlichen Vorschriften zur Erreichung der Emissionsziele sind die Unternehmen dazu gezwungen, ihre Dekarbonisierungsstrategien zu überarbeiten. Investoren und Verbraucher räumen der Nachhaltigkeit eine immer größere Bedeutung ein und ziehen dabei zunehmend die Führungsebene der Unternehmen zur Verantwortung, wodurch neue Rollen wie die des Chief Sustainability Officers (CSO) und des Chief Decarbonization Officers (CDO) entstehen.
Ein proaktives Engagement für die Dekarbonisierung kann Unternehmen helfen, Risiken zu mindern, Vertrauen aufzubauen und Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen, die für ein nachhaltiges Wachstum unerlässlich sind.